The Breeders, Last Splash, 1993

Produzent/ Kim Deal, Marc Freegard

Label/ Elektra Records

Glamour war nicht ihre Sache, sie kokettierte nicht mit einem Popstar-Image. Kim Deal wollte da gar nicht erst mitmachen. Haare waschen für ein Cover-Shooting? Völlig unnötig. Deal teilte gerne sarkastische Seitenhiebe auf heteronormative Rollenbilder aus. Die Breeders begannen eigentlich als Nebenprojekt der Pixies-Bassistin Kim Deal und der Throwing Muses-Gitarristin Tanya Donelly. Doch auf „Last Splash“ war Letztere schon gar nicht mehr dabei, dafür spielte die Zwillingsschwester von Kim Deal, Kelley Deal mit und eine grosse Rolle.

Was den Breeders immer wieder und wieder gelingt, ist der vielseitige Spannungsaufbau. Von leise zu laut zu leise führen halt mehr Wege als eine schnurgerade Steigerung. So wechseln sich auf „Last Splash“ eingängige Melodien und die Pop-Harmonien der Deal Schwestern mit staubtrockenem Gesang und verzerrten, wuchtigen Gitarren-Riffs ab. Der Übertrack des Albums ist „Cannonball“: Man kann sich fragen, welcher Teil des Songs der beste ist. Der loopende Basslauf, die catchy Gitarren- und Drum-Breaks, das hypnotische Summen am Anfang oder doch der energetische Refrain? Egal: Want you coocoo cannonball…

Am 31. August 2023 wurde „Last Splash“ 30 Jahre alt. Über die Jahre hinweg hat sich gezeigt, dass es egal ist, mit wem Kim Deal in einer Band spielt. Sie weiss sehr genau, wie ihre Musik klingen soll. Und sie schreibt Songs, die eine ganze Menge Musikerinnen und Musiker inspiriert haben.

Pixies, Doolittle, 1989

Produzent/ Gil Norton

Label/ Elektra Records

Es gibt Leute, die halten „Surfer Rosa“ für das beste Album der Pixies. Vielleicht haben sie recht. Die von Steve Albini akribisch eingebügelten Ecken und Kanten haben wohl massgeblich dazu beigetragen, dass „Surfer Rosa“ damals (von der Jugend!) als ursprünglich und elektrisierend aufgenommen wurde. Doch der grosse Hit, der Klassiker, der Evergreen ist „Doolittle“. Das war die Platte, auf die sich damals alle einigen konnten. „Doolittle“ warf Wellen weit über die Grenzen des Undergrounds hinaus, hinterliess tiefe Spuren, beeinflusste viele Bands und bereitete nicht zuletzt den Grunge vor.

Die bluesigen, knarzigen, schmeichelnden und krachigen Entlehnungen aus dem Rock’n’Roll-Schatz sind wundersam artgerecht, lebendig – und meistens entstehen daraus kurze und kurzweilige Songs. Manchmal macht der Bass die Melodie, manchmal ist es die Gitarre, manchmal der Gesang, manchmal alle drei. „Debaser“, „Here Comes Your Man“ und „Monkey Gone To Heaven“ sind die Evergreens, aber keiner der 15 Songs fällt ab. Das liegt nicht zuletzt an der Produktion von Gil Norton: Sie ist geschliffen und geschmeidig, rückt alle Instrumente gleichberechtigt in den Vordergrund und holt den Pop-Appeal jedes Songs aus dem Krach. „Doolittle“ ist kein Punk, der sich als Pop ausgibt, sondern Pop der sich hie und da als Punk gebärdet. Und die Pixies wirken auf dem Album immer freundlich und gut gelaunt, egal wie laut der damals schon zu gemütlicher Rundlichkeit neigende Black Francis brüllt, keift und wütet und wie heftig die Gitarren krachen.

„Doolittle“ ist ein Klassiker, kein Zweifel, eine massgebende Platte der späten 80er Jahre und vorallem ein unverwüstlicher Evergreen, der heute nicht weniger frisch klingt wie damals.