Etta Baker, One-Dime-Blues, 1991
Produzent/ Lesley Williams, Wayne Martin
Label/ Rounder Records
Etta Baker, 1913 geboren, wuchs mit dem Blues auf: ihr Grossvater spielte Banjo, ihr Vater Gitarre, ihre Mutter Piano. Ihr Fingerpicking-Stil erinnert an Reverend Gary Davis, Blind Boy Fuller oder Elizabeth Cotton – kommt aber präziser und mit mehr Melodieanteilen daher – was auch an dem späten Aufnahme-Datum und der somit weiterentwickelten Studiotechnik liegen dürfte.
Die Aufnahmen zu „One-Dime-Blues“ fanden 1990 statt: da war Etta bereits 77 Jahre alt, aber ihre Vitalität, Lebensfreude, aber auch ihre Ernsthaftigkeit beim Gitarrespielen waren ungebrochen vorhanden. Dabei hatte sie seit ihrer Hochzeit 1936 nie mehr öffentlich gespielt – ihr Ehemann wollte sie abends zuhause haben – tagsüber arbeitete sie in einer Textilfabrik, um dabei mitzuhelfen, die neun (!) Kinder durchzubringen. Erst nachdem die Kinder aus dem Hause waren (ein Sohn starb in Vietnam) und ihr Ehemann durch einen Schlaganfall verschieden war, kündigte sie ihren Job (1973, da war sie also 60) – und begann wieder öffentlich Gitarre zu spielen. Sie trat auf verschiedenen Folkfestivals auf und wurde immer häufiger von Menschen in ihrem Dreizimmerhäuschen in Morganton, North Carolina besucht.
Die Musik war für die alte Frau ein Familienalbum. Spielte sie „Dew Drops“, das sie als Dreijährige auf Vaters Schoss als erstes Lied gelernt hatte, war ihr, als lebte der Daddy noch. 90 Jahre lang verging seither kein Tag, an dem Etta Baker nicht musiziert hätte, um in Erinnerung an ihre Lieben zu versinken. Am 26. September 2006 starb die Pionierin des Piedmont-Blues, 93-jährig.
Wow, was fuer eine eindrucksvolle Lebensgeschichte – wer es schafft neun Kinder grosszuziehen, ist wohl zu vielen Dingen faehig wie etwa dem Spielen des Piedmont Blues!
Zuweilen fuehle ich mich mit meinem 16-jaehrigen Sohn ueberfordert, und er ist mein einziges Kind. Moeglicherweise erklaert dies auch, warum meine Gitarrenkuenste eher bescheiden sind! 🙂
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„Der Blues ist weder traurig noch heiter, Blues ist das Leben“, sagte Etta Baker einmal. Damit geht sie mit den meisten einig, die sich musikalisch dem Blues widmen. Abgesehen davon, dass diese zeitlose Musik eine ungeheure archaische Kraft und Magie hat, steckt dahinter auch die pragmatische Erkenntnis, dass wir von den Alten noch eine ganze Menge lernen können; nicht nur die Technik, sondern auch die Schlauheit und den Mut, technische Grenzen bewusst in die Musik zu integrieren, und natürlich vorallem die Energie und Seele ihres Spiels. Etta Baker ist einen eigenen Weg gegangen, aber sie hat immer im Hier und Jetzt gelebt. Das macht ihre persönliche Lebensgeschichte (und auch diese von anderen Bluesmusiker) so spannend. Sie gehört untrennbar zu ihrer Musik!
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I didn’t know about Etta Baker! Etta James, yes. Etta Jones, yes. But not Etta Baker. This is great information!
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She was a superb fingerstyle guitarist who never took lessons but learned listening to her dad.
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Les Blank’s film: A Well Spent Life (1971) is a great portrait of Mance Lipscomb, another late great artist
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Thanks! Mance Lipscomb is unique. Great songwriter, vocalist and guitar player. He’s playing has vicious licks and slides. He’s songs are catchy and intelligent. I play some of them „Sugar Babe“ or „Going To Louisiana“.
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You are a torch bearer for this great music.
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Thank you – wish I played with her in the kitchen.
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