Laurie Anderson, O Superman, 1981

Text/ Musik/ Laurie Anderson

Produzent/ Laurie Anderson

Label/ Warner Bros.

Laurie Andersons Stücke haben oft etwas mit Kartographie, Geographie zu tun: Ihr Blick „From The Air“ erinnert an die Amerika-Beschreibung einer Getrude Stein. Sie betrachtet die Linien, Wege, Striche zwischen Städte, Menschen und Telegraphenmasten, zwischen Wörtern und Sätzen, Landkarten, Muster, Texturen, Texte, Grammatik. Ihr berühmter Satz aus „O Superman“ „Cause when the money is gone/ There’s always justice/ and when justice is gone/ there’s always force/ and when force is gone/ there’s always mom/ Hi Mom!“ ist nicht nur die Superauflösung gordisch-amerikanischer Psycho-Knoten, sondern auch das Superbeispiel für Laurie Andersons Gedankentechnik. Der Song war eine Antwort auf die Iran-Contra-Affäre und den politischen Einfluss der USA, nimmt aber textlich auch Bezug auf Kommunikation und Technologie, zum Beispiel in Form von Anrufbeantwortern, sowie mütterliche Liebe oder auch Nicht-Liebe. Stilistisch collagiert Laurie Anderson in dem Song Jules Massenets Arie „O Souverain, o juge, o père“ aus dem Jahr 1885 mit Saxophonklängen, Stimmloops und Vogelgezwitscher.

„O Superman“ dauert achteinhalb Minuten. Und man kann mir glauben, dass dies ein Pop-Song ist. Laurie Anderson hat nämlich ziemlich früh, vielleicht früher als Brian Eno oder die Talking Heads, erkannt, dass die Hitparade das beste Vehikel für einen neuen Blick auf die wimmelnde Welt ist.