The Go-Betweens, Liberty Belle & The Black Diamond Express, 1986

Produzent/ Richard Preston, The Go-Betweens

Label/ Beggars Banquet

Die Go-Betweens aus Australien waren typische Vertreter der in den 80er Jahren weltweit entstandenen Independent-Szene. Sie profitierten einerseits von der Professionalisierung der kleinen unabhängigen Labels und Vetriebsorganisationen, konnten ein Stammpublikum etablieren und von den Erträgen der Schallplatten und Konzertreisen leben, anderseits gelang es ihnen nicht, die Grenzen zu durchbrechen, die den Independent-Markt vom Massenpublikum trennen.

Die Alben der Go-Betweens sind wie lange Briefe von jemandem, den du kaum kennst. So überraschend wie Lebenszeichen eben sind. Auf „Liberty Belle & The Black Diamond Express“ haben sie ein Foto mitgeschickt, das sie als fröhliche Kleinfamilie porträtiert. Die Songtexte sind so, dass sie erklären, beschuldigen, philosophieren, den Blick auf Alltagsklischees gerichtet. Bedeutungen diskutieren. Wahrscheinlich Themen von Küchentisch-Gesprächen. Die hartzarten Melodien dieser Band klingen oberflächlich wie harmloser Pop, aber man hat immer das Gefühl, da ist etwas zuviel, irgendetwas, das weniger gefällig ist als blosse Provokation.

„Spring Rain“ kriecht so langsam ins Ohr wie das Thermometer gerade steigt. Eine merkwürdige Spannung macht die Songs faszinierend und hörenswert; hier ist jede Zeile ein Detail, das besondere Umsetzung erfordert. Jedes kleine Ding wird hier mit einem Nachdruck behandelt, der einfach nicht zur Popwelt und ihrer geordneten Dramatik passt. Die Musik lebt nicht von vorausgeplanten Reaktionen. Sehr gutes Album!