
Talking Heads, Once in a Lifetime, 1981
Text/Musik/ David Byrne, Brian Eno
Produzent/ Brian Eno
Label/ Sire
Der Song hat eine wunderbar eingängige Hookline. Ein perfekte Kombination, mit der es den Talking Heads gelang, so ziemlich alle irgendwo abzuholen – egal, ob zum Tanzen oder Zuhören. Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der in der Lebensmitte aus seiner konsumbetäubten Umnachtung erwacht, einen Blick über das Hamsterad gesellschaftlicher Erwartungen und Normen hinaus wirft und sich fragt: „Wie zum Teufel bin ich hierhergekommen?“ Doch David Byrne wäre nicht David Byrne, wenn er die ganze Angelegenheit nicht völlig absurd und hochkomisch verpacken würde. Zunächst zählt er auf, wo man sich nach Jahren der Quasi-Amnesie überall wiederfinden kann: an einem anderen Ort der Erde, in einer Bretterbude, am ehesten aber in einer stereotypen Mittelklasseidylle – hinter dem Steuer eines grossen Autos, in einem wunderschönen Haus mit einer wunderschönen Frau. Dann folgt eine Reihe von Frage, die die existenzielle Verunsicherung der Lebenskrise blosslegen: Ist das überhaupt mein Auto? Ist das überhaupt meine Frau? Wird sich bis zu meinem Tod überhaupt noch etwas ändern?
Es ist grossartig, wie Byrne in seinem Sprechgesang diese Verwirrung inszeniert. Er war bekannt dafür, sich auf seine Gesangspartien wie ein method actor vorzubereiten – ein Schauspieler, der sich in seine Rollen so intensiv wie möglich einfühlt. Halb verzweifelt, halb predigend gipfelt sein Gesang schliesslich an der existenziellsten Frage überhaupt: „Mein Gott, was habe ich getan?“ Und dann kommt der Refrain: Das einzig Zuverlässige ist, dass das Wasser fliesst. Das mag abstrus klingen, kann aber ungemein beruhigen. Ob unterirdisch oder überirdisch, selbst auf dem absoluten Tiefpunkt strömt es dahin wie die Tage, im immerwährenden Kreislauf. Es ist diese Wassermetaphorik, die den gesamten Song umfliesst, was auch die blubbernde, sprudelnde Keyboardmelodie unterstreicht und ebenso die Bassfigur („Didadap-dadodopp“), die sich im ganzen Stück nicht verändert.









