Elvis Presley, I Washed My Hands in Muddy Water, 1971

Text/ Musik/ Joe Babcock

Produzent/ Felton Jarvis

Label/ RCA Victor

Es war ein unbekannter Zyniker aus Hollywood, der den oft weiterverwendeten Kurzkommentar abgab: „Smart Career Move“, schlauer Karriereschritt. Gemeint war der Tod von Elvis Presley am 16. August 1977. Wie recht der Mann hatte, zeigt das Vermögen, das seit dem Tod von Elvis mit dessen Namen erwirtschaftet wurde. Hohe Umsätze dank Platten, Memorabilia, Kleiderkitsch und Museumsbesuchen. Jedes Jahr seit seinem Tod, meldet die BBC, brachte der Kult um Elvis mehr als 20 Millionen Dollar ein, darunter eine Million verkaufter Platten. Dabei stirbt die Generation weg, die ihn schon kannte, als er noch lebte. Egal, sagen die Fans. Sie hören Elvis-Imitatoren zu, suchen Graceland auf, sein Heim in Memphis. Oder das Sun Studio, in dem Elvis seine ersten Aufnahmen machte.

Ein dänischer Unternehmer, der Graceland schon über 100-mal besucht hat, liess das Anwesen in der Stadt Randers nachbauen: als Museum, Restaurant und Verkaufsstelle. Elvis’ Lieblingssandwich gibt es dort für 15 Euro. Es besteht aus geröstetem Toastbroat, Speck, Bananen, Konfitüre und Erdnussbutter. Solches Essen hat wohl zu Elvis Presleys smartem Career Move beigetragen: Bei seinem Tod wog er 120 Kilogramm; er war 42 Jahre alt.

Elvis Presley, 1956

Produzent/ Sam Phillips

Label/ RCA Victor

Mit Elvis Presley und seinem Debütalbum fing alles an. Nach diesem einen Album sollte sich die Musikwelt verändern. Durch die Elvis Platte entstand zuerst die Rock ’n’ Roll Bewegung Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre, ging über in den Rock, in die Hippie-Bewegung und wurde zum Hard Rock und Punk bis hin zu Metal und der heutigen Popkultur. Elvis hatte den Stein ins Rollen gebracht.

Das ist zunächst mal sozial interessant. Denn was Elvis machte, war nur ein vereinfachter und geweisster R&B, der aus folkloristischen Traditionen genommen wurde. Er war dann musikalisch nur noch ein Bluesschema, sonst nichts, also ein verbreitetes Material. Was die jungen Leute anno 1956 an dem Rock ’n’ Roll  aber so umwerfend fanden, war die Art und Weise wie Elvis spielte, wie er sang, wie er die Hüften schwang. Das war schon richtig anstössig und für viele nicht zu ertragen. Im Gegensatz zur damaligen Zeit weitverbreiteten Blues und Country Musik war der neue Sound so richtig fetzig. Laut und schnell. Man könnte sagen zügellos. Deshalb ist das Debütalbum von Elvis nicht einfach nur ein Album, es ist ein Album was die Welt veränderte wie kein anderes.

Elvis Presley, Heartbreak Hotel, 1956

Text/Musik/ Mae Boren Axton, Thomas Durden

Produzent/ Stephen H. Soles

Label/ RCA Victor

Das Stück mit einem Text der Englischlehrerin Mae Durden aus Jacksonville und ihrem Mann Tom, aufgenommen am 10. Januar 1956 und zweieinhalb Wochen später veröffentlicht, erreichte drei Monate später die Spitze der US-Hitparaden. Die eigentliche Revolution von „Heartbreak Hotel“ bestand aber darin, dass hier zum ersten Mal eine grosse Plattenfirma einen Hit platzieren konnte, der über die Stil- und Rassenschranken reichte.

Die Intensität mit der in „Heartbreak Hotel“ Einsamkeit beschworen wird, ist bemerkenswert. Elvis singt den Song rabenschwarz in jeder Beziehung. Das Gefährliche ist nicht die Versuchung, von der er kündet, sondern diejenige, die er im Publikum auslöst. Mit jeder Strophe liefert er weitere Notfälle ins Heartbreak Hotel; entsprechend wird das „I feel so lonely“ mit „they feel so lonely“ oder, in der letzten Strophe, „you feel so lonely“ variiert.

Gerade indem der Song den Verlust feiert, den er beklagt, geht der Verlust über den Liebeskummer hinaus; er ist existentialistisch geprägt. Hier ist von der Verlassenheit einer Generation die Rede, die sich in der auf Sicherheit getrimmten Eisenhower-Ära nicht zurechtfinden will, die den Kalten Krieg abschütteln möchte und aufbegehrt, wenn auch zunächst ohne Alternativen. „Heartbreak Hotel“ hat den Weltschmerz zum Thema und liefert ihm quasi eine Absteige. Das Stück wirkt so kraftvoll, weil der Sound die Botschaft in ihr Gegenteil verkehrt. In der Interpretation von Elvis überwiegt nicht der Schmerz, sondern die Wut. Diese Ambivalenz hatten Mae und Tom Durden als sie den Text schrieben nicht beabsichtigt. Sie illustrierten nur eine Zeitungsmeldung über einen Selbstmörder, der als Abschied den Satz „I walk the lonely street“ hinterlassen hatte. „Everybody in the world has someone who cares“, sagte Mae Durden ihrem Mann; „so let’s put a Heartbreak Hotel at the end of this lonely street“.

Elvis Presley, Mystery Train, 1955 (Mystery Train, 1989)

Text/Musik/ Junior Parker, Sam Phillips

Produzent/ Sam Phillips

Label/ Sun Records

Bereits dem Titel lässt sich entnehmen, dass der Film „Mystery Train“ von Jim Jarmusch eine Hommage an die Rock-’n‘-Roll-Musik beinhaltet, denn „Mystery Train“ heisst auch ein Song von Elvis Presley. Der gleichnamige Song eröffnet den Film und Elvis bleibt über die gesamte Erzählung hinweg ein zentrales Thema.

In drei Episoden schildert der Film das Alltagsleben völlig unterschiedlicher Individuen. Der Handlungsort aller drei Episoden ist Memphis, die Heimatstadt von Elvis Presley. Die erste Episode erzählt von einem jungen japanischen Liebespaar, welches als grosse Rock-’n‘-Roll-Fans Graceland und die Sun Studios besuchen wollen. Die zweite Episode handelt von einer verwitweten Italienerin, die allerhand eigenartige Begegnungen macht, unter anderem mit Elvis Presleys Geist. In der letzten Episode dreht sich alles um die Probleme von Johnny, der den Spitznamen Elvis trägt. Er wurde von seiner Freundin verlassen, hat seinen Job verloren und gerät mit seinen Freunden in noch grössere Schwierigkeiten.

Jarmuschs Hingabe zur Rock-’n‘-Roll-Musik äussert sich im Film neben dem allgegenwärtigen Elvis Presley auch im Soundtrack, welcher mehrere Rock-’n‘-Roll-Klassiker aufweist, darunter Songs von Otis Redding, Rufus Thomas und natürlich auch Elvis. Neben Elvis‘ Version des Songs „Mystery Train“ ist auch jene von Blues-Sänger Junior Parker zu hören, welche zwei Jahre zuvor erschienen ist. Zudem finden sich in der Besetzung des Films Grössen der Rockmusik wieder. Joe Strummer, Frontmann der Punkband The Clash, Blues-Legende Screamin‘ Jay Hawkins, Rufus Thomas und Tom Waits haben Auftritte in Mystery Train.