Pink Floyd, Money, 1973

Text/Musik/ Roger Waters

Produzent/ Pink Floyd

Label/ Harvest

Das Stück heisst „Money“ und folglich klingelt auch brav im Rhythmus die Kasse. Was macht man mit dem vielen Geld? Man kauft sich Luxus. Ich kaufe mir eine Fussballmannschaft. Oder doch nicht? Erste Klasse-Reise-Ausrüstung, Privatjet – das gehört durchaus zum Lebenstil der Superreichen. Und dann wird es offen kritisch: Geld ist ein Verbrechen und die Wurzeln allen Übels. Aber in einem Vers auch linke Scheinheiligkeit: Natürlich wollen wir Verteilungsgerechtigkeit, aber nur solange sie nicht zu meinen eigenen Lasten geht.

Der Song wirkt durchaus kapitalismuskritisch, zumal das dazugehörige Video Bilder aus der Finanz- und Luxuswelt mit Armutsbildern kontrastiert. Brände und Explosionen spielen auf gewalttätige Demonstrationen und Revolutionen an. Ironischerweise hat es Pink Floyd eine ganze Menge von dem verteufelten Geld eingebracht, denn das Album „Dark Side Of The Moon“ hat sich über 50 Milllionen Mal verkauft. Auch wenn Roger Waters in seinem Song das Entfremdete und Sinnentleerte des Kosumfetischismus kritisiert, wurde die moralische Haltung als Sozialist schwierig, als ihn der Erfolg von „Dark Side“ zum Multimillionär machte. „Wenn du den Durchbruch geschafft hast“, so erkannte Waters später, „erweist auch der sich als Enttäuschung.“ Statt wie früher vor einem aufmerksamen Publikum aufzutreten, spielten Pink Floyd jetzt in Stadien vor bekifften Fans, die dauernd nach „Money“ riefen.

Pink Floyd, Animals, 1977

Produzent/ Pink Floyd

Label/ Harvest

Ich habe Pink Floyd-Alben lange nur als Musik mit Texteinlagen betrachtet. Musik, die mich einlud zum Träumen und sich Treibenlassen oder mich ganz einfach Abstand gewinnen liess zu den Dingen, die verhärten. Deshalb hatte ich lange auch kein Zugang zu „Animals“, weil hier die musikalische Aussage in erster Linie eine unterstützende Funktion zur textlichen Aussage hat.

Jeder der Songs enthält eine Spiegelung typischer menschlicher Charakterzüge, die jedem von uns nur allzugut vertraut sind. Es geht los mit „Drei verschiedene Schweine“. Schweine-Menschen sind die, die ihre Gefühle unterdrücken, das „Gefühl von Stahl“ lieben oder sich um die Moral anderer (zu viel) sorgen.

Die zweite Kategorie sind die Schafsmenschen: Sheeps. Wer kennt sie nicht, die Menschen, die den Schafen gleich harmlos auf einer Wiese ihr Leben fristen und ohne rechtes Bewusstsein und auf alten, ausgetrampelten Wegen sanftmütig und gehorsam dem Leittier folgen? Das „Fliegende Schwein“ ist ein geteilter (Part 1&2), kurzer, eindringlicher Song. Hier geht es um die so oft vernachlässigte, belächelte oder aus falscher Selbstüberschätzung heraus ignorierte Nächstenliebe.

Hunde – Dogs ist der von der Aussage her aggressivste Song. Ein Song über Arschkriecher, Punktesammler, die nach „oben“ strebenden Karrieremenschen, die mit „dem gewissen Blick in den Augen und dem gewinnenden Lächeln“, und über jene, die glauben „dass jeder austauschbar ist und keinen wirklichen Freund hat“. Diesen wünschen Pink Floyd ein gutes Ertrinken, heruntergezogen vom Stein, an den sie sich selbst angebunden haben.

Pink Floyd, More, 1969

Produzent/ Pink Floyd

Label/ EMI Columbia

Unter zeitgenössischen Geschmackswächtern hat sich die Ansicht durchgesetzt, Pink Floyd für ihre späteren Platten als Produzenten von psychedelischem Pomp abzutun. Manchmal findet sich ein Bescheidwisser, der dann die Finger hebt und einwirft: „Die waren gut, solange Syd Barrett noch dabei war!“ Beide Ansichten haben ihre perspektivische Berechtigung. Zusammen ergeben sie aber einen toten Winkel von 1968 bis 1970. In der Zeit zwischen Barrett und Pomp fallen allerlei Experimente und Auftragsarbeiten, von „A Saucerful Of Secrets“ bis „Ummagumma“.

Eine dieser vergessenen Platten ist „More“, der Soundtrack zum gleichnamigen Film von Barbet Schröder. „More“ war ein Projekt, bei dem Pink Floyd absolut freie Hand hatten. Beim ersten Hören – und verglichen mit der obsessiven Homogenität späterer Alben – klingt „More“ wie eine lockere Ansammlung zerstreuter Skizzen, die man auch hätte wegwerfen können. Beim zweiten Hören fällt auf, dass beinahe jede dieser Skizzen eine Suchbewegung ist. Avantgarde, von der damals aktuellen „musique concrète“ („Quicksilver“) über flirrenden Proto-Ambient („Main Theme“) und pulsierenden Krautrock („Up The Khyber“) bis zu pastoralem Proto-Freakfolk („Cirrus Minor“) und dem Proto-Metal von „The Nile Song“ und „Ibiza Bar“. Und spätestens beim dritten Hören merkt man, dass das Album richtig gut ist; man kann hier eine Seite von Pink Floyd kennenlernen, die man womöglich davor und danach niemals wieder so sehen konnte. Es ist allemal eine Erfahrung wert und aufgrund der sehr verschiedenen Stile, die die Band auf „More“ anreisst, wird das Album im Gegensatz zum Film keinesfalls langweilig. Nicht einmal auf Dauer.