Randy Newman, Little Criminals, 1977
Produzent/ Lenny Waronker, Russ Titelman
Label/ Reprise
Randy Newman hatte mit „Short People“ ziemlich Schwierigkeiten bekommen, der Song durfte beim Erscheinen von den US-Radio-Stationen nicht gespielt werden. Wenn es nun simpel gegen kleinwüchsige Menschen ginge, wäre das auch eine vernünftige Entscheidung; aber so schlicht wird man Randy Newman wohl nicht interpretieren dürfen. Wenn in seinem Song Zeilen vorkommen wie „They walk around / Tellin‘ great big lies…“ liegt die Interpretation nahe, dass er sich allgemein kritisch mit dem sogenannten „Kleinbürger“ auseinandersetzten will, dem Spiesser. Ausserdem heisst es im Text „Short people are just the same / As you and I /(A fool such as I) / All men are brothers / Until the day they die / (It’s a wonderful world)“ – der Song bemüht sich also um Empathie, vielleicht ist auch Selbstkritik mit dabei.
„Short People“ ist bereits ein starker Opener für „Little Criminals“, aber auch die übrigen Titel sind beeindruckend. „Sigmund Freud’s Impersonation Of Albert Einstein In America“ und das brillante „Baltimore“ sind zeitlos schöner Pop. Randy Newmans Melodien schleichen sich ganz unaufdringlich ins Ohr, teilweise sogar richtig zuckersüss („I’ve always been crazy bout irish girls“), aber wenn man dann anfängt, auf die Texte zu achten, ist es so, als ob man einen mit dem Hammer verpasst bekommt. Sarkasmus pur, Ironie, böse Kritik. („We’re Rednecks“) Am Fiesesten und überhaupt schön ist „In Germany Before The War“ „In Germany before the war/ there was a man who owned a store/in nineteen hundred thirty four in Düsseldorf“. Angeblich soll der Kindermörder Fritz Haarmann hier Pate gestanden haben…
Musikalisch waren die damals auf dem Höhepunkt ihres Erfolges schwebenden Eagles massgeblich an dem Album beteiligt. Auf einigen Songs spielt der Deutsche Klaus Voormann den Bass; jener Voormann, der das Cover für das Beatles-Album „Revolver“ gezeichnet hat und sich dann Anfang der achtziger Jahre um die kurze Weltkarriere von Trio („Da Da Da“) verdient machte.
„Little Criminals“ besaßen fast alle und „Short People“ war so eine Art alternativer Kult-Hit, ich hab die Platte immer gern gehört.
Viele Jahre später habe ich mir von Randy Newman so eine „Original Album Series“, 5 CDs für 13€, gekauft.
Außer „Little Criminals“ gab es noch „Randy Newman“, „12 Songs“, „Sail Away“ und „Good Old Boys“.
Was für ein wunderbarer Komponist und Musiker. Die Texte sind auch exzellent, für deutsche Muttersprachler aber schlecht zu erreichen…
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Obwohl die bitterböse sarkastische Art von Randy Newman im deutschsprachigen Raum nicht immer verstanden worden ist, hat sich „Short People“ dank fulminanter Radiotauglichkeit bei allen Spätsiebziger- / Achtzigerjahrrundfunkkonsumenten unausradierbar in der musikalischen Wahrnehmung eingenistet.
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Übrigens glaube ich, dass in „In Germany Before The War“ eher Peter Kürten gemeint war…
https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Kürten
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Randy Newman 🙂 Danke fürs erinnern!
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Gern geschehen!
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Love this album!
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Without question my favorite Randy Newman album. I really enjoy the fact that his songs tell a story and his quirky voice and singing style work well with them.
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Okay, die Platte ist gut. Irgendwie ist der Mann aber schon zu Lebzeiten in die Vergesseheit geraten. Die „Trouble in Paradies“ fand ich immer einen Tick besser. (genauso böse im Text, aber schöner in Sachen Musik)
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„I Love L.A.“ ist eine grossartige Nummer und legt damit die Messlatte für „Trouble In Paradise“ extrem hoch. Manche Songs kommen aber ziemlich mittelmässig daher. Auch musikalisch klingt Randy Newman hier eher flach, Pop und Rock allerortens, leider ohne die Tiefe der früheren Alben.
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Ja-Neeee, das seh ich anders: Der „süßliche“ Westcoastrock a la später Fleetwood Mac passt als hervorragendes Gleitmittel und verführerische trojanische Verkleidung zur immerwährenden harten bösen Spießerkritik (besonders „my life is good“) in Newmans Texten. Musikalisch wurde es auf den Vorgänger-LPs schnell mal langweilig. Das ist, wie wenn Roy Black Nina Hagens „Pank“ gecovert hätte oder eben die Stranglers leichtgläubigen Radiomoderstoren ihr „La Folie“ unterschieben: So süüüüüüß.
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Unsere Musikgeschmäcker sind halt verschieden. Mir gefällt Randy Newman eher als bitterböser Songschreiber, der über seine Mitmenschen in einmaliger Art und Weise lästern kann. Bei „Trouble In Paradise“ hat er aber bereits die Seite gewechselt und angefangen von seinen eigenen Erfahrungen zu singen. Hinzu kommt, dass sämtliche Lieder kommerziell arrangiert sind und sich an das breite Publikum richten, was dann bei der nächsten Scheibe „Land Of Dreams“ mit der Hit-Single „It’s Money That Matters“ eindeutig als Massstab dient.
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Naja, schlug halt bissl Lebenserfahrung zu: Von „It’s money that I love“ (1978) zu“ It’s Money that matters“(in den 90ern), obwohl auch da immernoch melancholisch-resignierte Kritik mitschwingt.
Musikalisch klingen die späten wie die frühen Platten: Verkopft und voller Füllsel-Tracks, die beim letzten Ton bereits vergessen sind.
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Always worth a ;listen. What’s he to these days Fox?
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„Short People are just the same/ As you and I/ (A Fool Such As I) / All men are brothers/ Until the day they die/ (It’s A Wonderful World).“ – I really don’t know what’s he do these days CB !
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