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J. J. Cale, 5, 1979

Produzent/ Audie Ashworth, J. J. Cale

Label/ Island

Er war ein schweigsamer Typ aus dem Bauernstaat Oklahoma, USA, unrasiert unter dem abgewetzten Hut und in allem schwer zu beeindrucken. Seine mehr gemurmelten als gesungenen Texte kamen einsilbig daher, in denen er die Zeit nach Mitternacht, den Wind, den Mond, die Magnolien, die Liebe und das freie Musizieren besang. Ebenso skizzenhaft klang sein Gitarrenspiel auf der Halbakustischen: Elemente von Blues, Rockabilly und Country in Andeutungen und dazu federnde, zum Singen schöne Melodielinien.

Mit seinem fünften Album, das er auch so benannte, hat er einen Klassiker herausgebracht. Bereits die ersten vier Songs „Thirteen Days“, „Boilin Pot“, „I’ll Make Love Tou You Anytime“ und „Don’t Cry Sister“ gehen sofort ins Ohr und nicht mehr raus. Bei “Too Much For Me“ ist man fast geneigt zu sagen, das ist genau der Titel, der auf vielen Alben anderer Musiker das Highlight wäre, einer dem etwas, aber wirklich nur ganz wenig fehlt, um als Klassiker durchzugehen. Das ist wieder der nächste, das traumhafte schöne „Sensitive Kind“ und das Fahrt aufnehmende groovende „Friday“ – unglaublich was dieser Mann für ein Feeling hat.

J. J. Cale inspirierte mit seinen Songs weit bekanntere Kollegen wie Eric Clapton und die Dire Straits, blieb aber zugleich auf seine konsequente Art bescheiden. Er gehört zu den wenigen Legenden in der Rockmusik, die nicht nur für sich ganz alleine ein Genre geprägt, sondern dieses auch unerreicht über Jahrzehnte besetzt haben.

22 Gedanken zu “

    1. Auch für mich ist „Grasshopper“ zusammen mit „Cale 5“ und „Troubadour“ das beste Album von J.J. Cale. Man sollte sich aber auch die andere Platten von ihm anhören, schliesslich ist jede davon ein Genuss.

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      1. Ich bin, schon aus finanziellen Gründen, aber auch weil mich die Kreativität der Rockmusik seit jeher fasziniert, schamloser Eklektiker, habe von J.J. Cale also nur ein paar Alben. Aber ich mag ihn sehr.

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      2. Ich finde es ja auch sinnlicher eine Schallplatte aufzulegen als die Musik von einem Streamingdienst zu hören. Trotzdem bin ich froh hier nicht 50’000 Vinylplatten an den Wänden zu haben. „Die einfachen Dinge sind der letzte Trost komplizierter Menschen“, hat Oscar Wilde einmal geschrieben.

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      3. Ich lasse mir aus diesem Grund von der Vinyl-Fraktion die CD nicht madig machen, zumal sie inzwischen grafisch sehr gut gestaltet wird. Und sie ist auch sehr praktisch. Außerdem ermöglicht sie andere künstlicherische Möglichkeiten. Von „Transatlantic” etwa gibt ein Stück, das, glaube ich, über 60 Minuten dauert. Streamen ist mir da einfach zu wenig.

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      4. Mag sein ja, dass es ein klanglicher, kultureller und geradezu greifbarer Verlust ist, die Vinylplatte oder die CD durch eine MP3-Datei oder das Streamen zu ersetzen. Aber diese Digitalisierung und Kompromierung hat auch zu einem völlig neuen Umgang mit der Musik geführt: Sie ist Teil unserer Kommunikation und sie liefert die Fortsetzung der Sprache mit anderen Mitteln.

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      5. Nach meiner Kenntnis besteht das Problem in der Soundqualität. Denn Musik, die gestreamt wird, muss insbesondere in den Höhen und Tiefen Federn lassen, um den Datenumfang zu reduzieren. Deshalb gestattet David Gilmour derlei nicht. Er sieht nicht ein, dass er erst am Sound frilt, nur damit er dann zusammengesucht wird. Geld verdienen dabei sowieso oft nicht die Musiker.

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      6. Ob die Schallplatte oder CD wirklich so viel besser klingen, wie ihre Hörer behaupten, oder ob das von der Anlage abhängt, bleibt umstritten. Aber man glaubt dem Elektrotechniker und Mathematiker Karlheinz Brandenburg, dem Miterfinder des MP3-Formats, dass sehr hochwertig komprimierte Musik auch sehr hochwertig klingt.

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      7. Nachtrag: Außerdem gelangen Dank CD so viele ungehörte Schätze an die Öffentlichkeit. Ich denke etwa da an diverse Sessions von Miles Davis.

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    1. Es gibt ja böse Zungen, die behaupten, Cale hätte immer wieder die gleiche Platte aufgenommen. Für „Travel Log“ stimmt das eindeutig nicht; der Sound weicht hier – schon fast revolutionär für Cale’s Verhältnisse – von den anderen Alben ab.

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      1. Die ist mir auf LP Länge zu langweilig. Man war ich von der „Troubadur“ enttäscht. Die „Shades“ hat ja noch gerade so ein Mischungsverhältnis, das geht.
        Im Ganzen wird einem schon klar, warum der Clapton auf den Stil so abgefahren ist. Da fand ein Schnarchsack den anderen.

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    1. I had the original vinyl of this album and always liked the cover. There was also that nice reggae song „Katy Kool Lady“ on the record, which have been later been replaced.

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  1. J. J. Cale hatte einfach einen coolen Sound. Uebrigens wird am 26. April ein neues Album mit bisher unveroeffentlichen Stuecken von ihm erscheinen. Zwei Stuecke – ‚Chasing You‘ und der Titelsong ‚Stay Around‘ – kann man bereits bei Apple Music und vermutlich auch auf anderen digitalen oder Streaming Anbietern hoeren.

    Laut einer Pressemitteilung auf Cales Homepage wurde das Album von seiner Frau und musikalischen Wegbegleiterin Christine Lakeland und Cales langjaehrigem Manager Mike Kappus zusammengestellt. Offensichtlich gab es zum Zeitpunkt von Cales Tod jede Menge an unveroeffentlichen Sachen. Es war wohl keine Seltenheit fuer ihn, auf Stuecken jahrelang herumzusitzen bevor er sie schliesslich auf einem seiner Platten landeten.

    Von daher denke ich ‚Stay Around‘ wird im Zweifel nicht das letzte Album mit bisher unveroeffentlichtem Material von J.J. Cale sein.

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    1. Vielen Dank für Deine Empfehlung! Ich habe mir „Stay Around“ und „Chasing You“ soeben auf Spotify angehört – zwei wunderbare Songs! Ich freue mich schon jetzt auf die Erscheinung des Albums.

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