The Doors, Morrison Hotel, 1970

Produzent/ Paul A. Rothchild

Label/ Elektra Records

Zuviel ist schon über Jim Morrison geschrieben worden. Nicht so sehr, weil Morrison die Mythen des Rock verkörperte wie kaum ein anderer Sänger seiner Generation. Sondern weil er sie inszenierte bis zu jenem Punkt, in dem er die Kontrolle über die Inszenierung verlor. Und dann an der Rolle und seiner Selbstkarikatur zugrunde ging. Jim Morrison verkörperte die Sehnsucht des Intellektuellen nach Sinnlichkeit und die Sehnsucht des Narzissten nach intellektueller Anerkennung. Er war als intellektueller Bluessänger grossartig und als bluessingender Intellektueller nicht auszuhalten.

Für mich ist das fünfte Doors-Album „Morrison Hotel“ ohne Zweifel ihr bestes und stärkstes. Morrisons Stimme klingt hier reifer, ruhiger und überzeugender als auf den früheren Platten. Die Mätzchen des „erotischen Politikers“ und „Königs der Eidechsen“ sind endgültig passé. Die Platte ist in zwei Seiten aufgeteilt, die sogenannte Bluesseite „Morrison Hotel“ und die Rockseite „Hard Rock Cafe“. Für „Roundhouse Blues“ und „Maggie M’Gill“ engagierte man den Gitarristen Lonnie Mack als Bassisten. Um Morrison davon abzuhalten, Mundharmonika zu spielen, was er nur schauerlich konnte, hatte Paul Rothchild, der Produzent, John Sebastian von der damals populären Folk-Rock-Band Lovin’ Spoonful verpflichtet. Alle Songtexte stammen von Jim Morrison, der sich erstaunlich nachdenklich und gefühlvoll zeigt und über Liebe, Schmerz und Verletzlichkeit singt. Das Spektrum der Songs in „Morrison Hotel“ reicht vom aggressiven „Roadhouse Blues“ bis zu „Indian Summer“, dem verhaltenen, fast minimalistischen Liebeslied aus Hippie-Zeiten. Technisch gesehen war Morrisons Bariton schon limitiert, noch bevor die Drogen seine Stimme durchschossen. Aber er war ein stimmungsvoller Bluessänger und Balladeur, der mit wenig Aufwand Atmosphäre schaffte. Er wusste zu phrasieren, er hatte eine hypnotische Sprechstimme, und was er nicht singen konnte, deutete er an, machte es zum Ausdruck des Nicht-mehr-Sagbaren.

15 Gedanken zu “

  1. The Doors waren schon eine Klasse Truppe, die mir eigentlich in allen Phasen gleichmassen gut gefallen hat. Die Kombination aus Jim Morrisons tiefer, bluesiger Stimme, dem coolen Orgelsound von Ray Manzarek, Robby Kriegers Gitarrenspiel und John Densmores Schlagzeug hatte einfach etwas. Das einzige Album, mit ich nicht warmgeworden bin, ist „The Soft Parade“ – zumindest nicht bisher!

    Fast haette ich einen Song der Doors in meiner heutigen Ausgabe der „Sunday Six“ eingeschlossen. Stattdessen entschloss ich mich fuer Thee Midniters.

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    1. „Morrison Hotel“ ist wohl mein meistgehörtes Doors-Album. Es ist eine deutliche Steigerung zum Vorgänger „The Soft Parade“ und leider schon das vorletzte Album der Doors.

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  2. I had this album way back when…Roadhouse Blues is one of my favorites by them. The album I like best is their last with Morrison… L.A. Woman.

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    1. Thanks Max. Yep, „Morrison Hotel“ was a great introduction to the 70s, but unfortunately The Doors didn’t last long. 1971 came their last album „L.A. Woman ”, but they – or rather Jim Morrison – already sounded burned out.

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    1. He was good bluessinger but he had no discipline. I saw recently a photo of Jim Morrison at the age of 21 at his father’s side with a short hair cut. Three years later he stumbled across the stages as a big rock star, and three years later he was lying dead in a Parisian bathtub.

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      1. I think Jim Morrison overrated himself. But he was also a victim of the rock’n’roll lifestyle. Drugs were simply part of the story. I remember how easy it was to get them: weed, amphetamines, mescaline and LSD.

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      2. There was alcohol too. The intoxication was program against the prudish of the stubborn generation of parents. Morrison was influenced by Huxley’s „The Doors Of Perception“, who said that intoxicating substances could change society. I made various experiences in my youth. But today I see it the same way as you. Music is the drug that’s enough.

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  3. Deinen Text finde ich treffend. Auch mein Lieblingsalbum von den Doors ist Morrison Hotel. Allerdings gefällt mir auch Soft Parade.
    Über JM ist in der Tat viel gesagt worden. Ich finde ihn als Ikone der Rockmusik überschätzt. Aber das habe ich hier an anderer Stelle auch schon geschrieben.

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    1. Danke Robert. Für „Soft Parade“ habe ich mich nie begeistern können. Hoffnungslos überproduziert und weichgespült mit all diesen Arrangements für Bläser und Streicher. Das einzige Stück, dass mir hier gefällt, ist „Wild Child“. Für mich war Morrison ein Blues-Romantiker und seine Stimme kommt am besten zur Geltung, wenn er dieses Genre in seinen Songs verwendet.

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