Fleetwood Mac, Oh Well, Parts 1 & 2, 1969

Text und Musik/ Peter Green

Produzent/ Fleetwood Mac

Label/ CBS

Sein Gitarrenspiel erschien zunächst wenig aufregend, weniger spektakulär als jenes von Hendrix oder Jeff Beck. Peter Green spielte sogar noch langsamer als Mr. Slowhand Eric Clapton. In der Fleetwood-Mac-Urbesetzung tat sich Green sowohl durch psychedelisch-zarte Klänge wie durch derben, obzönen Rock’n’Roll hervor. „Oh Well, Parts 1 & 2“ vereinte diese Gegensätze und beleuchtete das geplagte Genie der Band. Der Schlagzeuger Mick Fleetwood erinnerte sich später, Peters Persönlichkeit habe eine „aggressive Seite“ gehabt. Die erste Hälfte des Tracks war eine grossspurige, mörderische Blues-Attacke mit einem Text, der voller Verachtung sein Zielobjekt anfauchte, einen Verrückten, der Green unrecht getan hatte. Darauf folgte die idyllische zweite Hälfte, ein eindringliches Instrumental für Cello, Akustikgitarre und Flöte. Dies brachte, so Fleetwood, die andere Seite von Greens Persönlichkeit zum Ausdruck, „den nachdenklichen, spirituellen Musiker“.

Weil er zuviel LSD geschluckt hatte, erlitt Peter Green im Frühling 1970 einen Nervenzusammenbruch und verliess die Band. Er selbst sagte dazu später: „Ich machte einen Trip und kam nie mehr zurück“. Peter Green wurde Friedhofsgärtner und schloss sich einer Sekte an. Nach einem längeren Aufenthalt in einer psychiatrischen Anstalt kehrte er zwar zwischenzeitlich wieder auf die Bühne zurück, doch Green war nur noch ein Schatten seiner selbst. Der Wahn hatte das Genie besiegt. Die Nebenwirkungen der Psychopharmaka machten ihm zu schaffen. Er hatte Mühe, sich zu konzentrieren. „Das Schlimmste, was mir im Leben passiert ist, sind die Drogen“, sagte er einmal in einem Interview. Am 25. Juli 2020 ist Peter Green gemäss seinen Familienangehörigen im Alter von 73 Jahren „friedlich eingeschlafen“. Er hat seinen Trip endlich beendet.

27 Gedanken zu “

  1. Die A-Seite der Single war seinerzeit ein Dauerläufer auf den Parties. Interessant die Aussage von Mick Fleetwood zu den zwei Seiten von Peter Green. Klarer strukturiert war da The green Manalishi. Aber auch dieser Text spiegelt Peter Greens Nähe zu den Drogen wider.

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    1. Die Vinylsingle von „Oh Well“ war relativ schwer zu bekommen. Aber das ganze „Then Play On“ Album ist an sich ohnehin ein Klassiker. Auch „The Green Manalishi“ mit dem göttlichen Geheul hat bei mir einen Erinnerungsbonus. Am meisten Eindruck gemacht hat mir aber Peter Greens Gitarrenspiel. Seine Kunst waren die feinen dynamischen Nuancierungen und dezenten Schattierungen. Er hatte ein Gespür für den richtigen Ton im richtigen Moment. Einzigartig übrigens auch mit John Mayall auf „A Hard Road“.

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      1. Die Single bekam ich als Geburtstagsgeschenk.
        Then play on kam fast zwei Jahre später. A hard Road ist ebenfalls ein Kracher. Beide Scheiben höre ich noch immer gelegentlich.

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      2. Merci, Herr Ärmel! ich habe mich immer an die Album-Version gehalten. Erstaunlicherweise sind Part 1 + 2 zusammen auf YouTube nicht zu finden, aber die 9 Minuten Version von Vimeo wird selbst als Westernnummer nicht langweilig.

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      3. Interessant, dass auf YT keine komplette Version von Oh well zu finden ist. – – –

        Zum Abschluss des Abends werde ich „Closing My Eyes“ hören.

        Gute Nacht allerseits

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    2. Oh Well ist auf der originalen „Then Play On“, GB 1969, gar nicht drauf!
      Was wir hier kennen, ist die Mainstream-Ausgabe der LP von 1973 unter dem Label „Original Rock Classics. Da ist „Oh Well“ drauf, 8:53 Minuten.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Then_Play_On

      Das weiß ich, weil ich dereinst ein ganz großer Fleetwood Mac Fan war und erst nach rund 40 Jahren meinen Frieden mit „Rumours“ schließen konnte, was natürlich kein British Blues Album war, trotzdem eins der besten Pop-Alben ever…

      So, jetzt gehe ich wieder in meine Klugscheißer Ecke.

      Schönen Abend noch
      Hans-Peter

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      1. Ok. Du hast völlig recht! Das Stück war nicht auf der Original-Ausgabe von „Then Play On“. „Oh Well Parts 1 & 2“ wurden zuerst als Single veröffentlicht und auf der A- und B-Seite zweigeteilt. Den epischen Charakter hat der Song für mich allerdings nur in der 9-Minuten-Album-Version. Der Albumtitel „Then Play On“ ist übrigens an die erste Zeile von Shakespeare’s Komödie „Twelfth Night“ angelehnt, welche im Original lautet: „If music be the food of love, play on“.

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      2. Sie haben völlig Recht. Ich war bei Then play on anfangs nämlich enttäuscht, weil sich Oh well nicht darauf befand.
        Aus diesem Grund kaufte ich 1972 (oder 73) die bereits 1971 erschienene Greatest Hits…
        Mit dem Weggang (oder Rausschmiss von Peter Green) endete mein Genuss der Musik von FM.

        Ebenfalls einen schönen Abend,
        Herr Ärmel

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  2. He went for a feel like Eric started to do later on. He made every note say something… love both parts of this.

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    1. „Oh Well“ is a great song. Because the length was not suitable for radio at the time, it was cut into two parts. On the album, however, the song can be heard in one piece as it has to be. Peter Green had a flair for the right tone at the right moment. He also had the pickup inserted incorrectly, which created a hollow sounding sound effect.

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      1. I hate to admit this…but the first time I heard the song was by the Rockets.
        I was hoping a couple of years ago when Lindsey was kicked out that they would regroup with Peter and cover that era live… but he probably wasn’t well enough.

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      2. Oh I do like the original after I heard it the best. I also remember Lindsey doing it on a Mac live album that wasn’t bad but nothing like this.

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  3. Like Max, I too first heard Oh Well by the Rockets. I like both versions. The more refined, critical part of my musical side wants to say that I like „Green’s“ Fleetwood Mac better, but that’s just not the case. I prefer the remake.

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    1. No problem, Pam! Music tastes are different. Peter Green’s „Oh Well Part 1 & Part 2“ belongs to the sound of my youth. The Rockets were for me a good solid gritty 70ths Hard Rock group who did their homework. It’s not a bad version, but it’s not my „Oh Well“.

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      1. His life was somewhere between genius and madness. I always liked about Peter Green that he was an anti-hero among guitar heroes, the opposite of the self-loving, vain guitarist.

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      2. Yeah. Me too. To me he’s Guitar George in Dire Straits Sultans of Swing, i.e., „check out Guitar George he knows all the chords, strictly rhythm doesn’t want to make it cry or sing…“ But of course, Green had some very tasteful guitar solos and a wonderful tone. Mike Campbell from Tom Petty and the Heartbreakers reminds me a lot of Peter Green.

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      3. Yep, Mike Campbell is one of those musicians who could be introduced here. He released the album „Wreckless Abandon“ in this spring with The Dirty Knobs. Peter Green also reminds me of Syd Barrett from Pink Floyd. Both had to leave their bands and both lived a life between genius and madness.

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    1. Sorry, Dein Kommentar ist hier unter Spam gelandet! Das Video ist aus einem Western. Es war die einzige lange Version, die ich gefunden habe. Der erste Part ist dieser raue, jammernde Rocker, der zweite gas genaue Gegenteil: Ruhige, nachdenkliche Instrumentalmusik mit mehr als nur einem Hauch von Ennio Morricone.

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