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Talking Heads, Fear Of Music, 1979

Produzent/ Brian Eno

Label/ Sire Records

Was der Rolling Stone in seiner Rezension der zweiten Talking-Heads-Platte formulierte, könnte eine Definition ihrer dritten sein: „Although Rock’n’Roll usually celebrates release, the Talking Heads dramatize repression“. Die neurotische Bipolarität von „Fear Of Music“ findet im Sound der Platte ihren Ausdruck. Der Sound klingt abgehackt, die Musik hart, atemlos eingepresst in die afrikanisierten Rhythmen, mit denen Byrne und Brian Eno zu arbeiten begonnen haben. Die Texte haben einen paranoischen Unterton. Ein „Life During Wartime“ wird beschrieben, ein Leben im Untergrund und der Erzähler auf der Flucht.

Selbst Drogen helfen nicht weiter, wobei das Stück „Drugs“ nicht von Psychedelika handelt, diese Träume sind längst verdampft. Die Drogen der Achtziger sind Kokain und Amphetaminderivate, Aufputscher – Leistungskatalysatoren. Bei den Aufnahmen zu „Drugs“ läuft Byrne im Studio zwischen zwei Mikrophonen hin und her, um den Eindruck von Atemlosigkeit zu erzeugen. Im Begleitheft der Talking-Heads-Kompilation „Sand In The Vaseline“ (1992) gesteht Byrne: „I couldn’t handle marijuana. It made me paranoid“. Und über Kokain schreibt er: „A problem waiting to happen. Too many late nights (it was usually accompanied by drinking) and spaced out days and soon I decided to stop.“

19 Gedanken zu “

  1. Eine Platte, mit der ich nicht klar kam. Erst erfreut, als ich sie hatte, nach dem ersten Hör noch überzeugt, dass das „Schönhören“ schon gelingen würde, gab ich aber nach dem 3. oder 4. Mal auf. Die Platte hat mit „Isimbra“,“live during wartime“ und „heaven“ 3 tolle Songs. Das war’s. Der Rest blieb Geräusch.
    Glücklicherweise konnte ich sie gegen Bowie’s „Scary Monsters“ eintauschen. Das war ein gutes Geschäft. Schließlich lernte ich noch bei einem Freund die „Remain the light“ kennen und freute mich, dass DER Kelch an mir vorbei gegangen war. Von den Talking Heads war ich anschließen geheilt.
    Trotzdem kann man aber den ein oder anderen Single Hit von ihen auf Autobahnkompilations ganz gut verwursten. „Burnin‘ down the house!“

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    1. „Fear of Music“ mag vielleicht ambivalente Gefühle heraufbeschwören, aber es war in der Entwicklung der Talking Heads wahrscheinlich das wichtigste und bahnbrechendste Album. Hier hatte es die Band zuerst mit Trance-Techniken afrikanischer Rythmen versucht, unterstützt von Funkmusikern aus dem Umfeld von George Clinton. Was auf „Fear Of Musik“ angefangen hatte, intensivierte sich dann auf „Remain In Light“ und „Speaking Tongues“ und fand in dem Konzertfilm/Livealbum „Stop Making Sense“ seinen Höhepunkt und Abschluss.

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      1. „Fear Of Music“ ist noch nicht ganz das Werk der Supergruppe Talking Heads, die sie dann mit „Remain In Light“ werden. Aber von den elf Songs auf dem Album bestehen sieben nur aus einem Wort: „Air“, „Animals“, „Cities“, „Drugs“, „Heaven“, „Mind“, „Paper“ – das ganze Leben, oder?

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  2. Aus dieser Zeit werden mir die aufregenden Crossover Projekte der Musiker zwischen Genesis, Roxy Music, King Crimson und John Cale in Erinnerung bleiben. Viele davon höre ich heute gelegentlich gerne.

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      1. Macht nichts. „My Life In The Bush Of Ghosts“ liegt ja genau zwischen „Fear Of Music“ und „Remain In Light“. Das ist eine wirklich verrückte Platte. An Stelle von Songs das hypnotische Spiel von Perkussionen, Bässen, Gitarren und Elektronik. An Stelle von Gesang oft „found objects“: Stimmen von Disjockeys und Prediger, libanesischen und ägyptischen Sängern und Politiker. Von dem Sound, den Eno und Byrne zusammengesampelt haben, waren damals manche irritiert.

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      2. „My Life In The Bush Of Ghosts“ ist nach wie vor ein Klassiker. Der Song „Qu’ran“ wurde später durch „Very, Very Hungry“ ersetzt, um islamische Einwände zu vermeiden.

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    1. Auch wenn „Fear Of Music“ vielleicht nicht ganz mit „Remain In Light“ mithalten kann, war das damals Musik für die Zukunft; eine musikalische Weiterentwicklung der amerikanischen New Wave an Funk und Disco. Der erste Titel „I Zimbra“ ist eine Vertonung eines Dada-Gedichts von Hugo Ball. Alle anderen Songs hat David Byrne selbst geschrieben, obwohl „Drugs“ sehr von Eno beeinflusst ist, ein kaputtes sphärisches Stück. „Animals“ ist hart, böse und hypnotisch, lässt „Psychokiller“ weit hinter sich.

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  3. Mir gefallen fast alle Talking Heads Alben gut bis sehr gut, allerdings nicht jeden Tag, manchmal vielleicht alle paar Monate.

    Und entweder da sitzen und lauschen oder volle Pulle „Stop Making Sense“ beim Aufräumen… 😉

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    1. Geht mir auch so. Talking Heads kann ich tagelang hören, dann wieder geraume Zeit gar nicht. Für mich wirkt David Byrne wie die Parodie und Selbstparodie eines Intellektuellen, der versucht mit der Rockmusik zu einem Zustand der Angstlosigkeit zu finden.

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    1. His relationship with drugs must have to do something with his difficulty in letting go. Byrne is a collector of ecstasy. He has a great fascination for Celtic, African and Arabic music.

      „Fear Of Music“ was music for the future back then. A further development of New Wave and funk, which came full to fruition in „Remain In Light“ and „Stop Making Sense“.

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      1. Well, I don’t listen to Talking Heads every day. Their songs are too paranoid for me and the ideology too screwed up. But time with Brian Eno was an interesting development for the band, it was also the time when Talking Heads lived out their image and added their interpretation to music. As Frank Zappa already said: „Rock’s fabricated image of itself“.

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      2. Thanks for the hint. I watched parts of the Byrne and Merchant show yesterday. „Dallas“ sounds good. Also the version of „Let The Mystery Be“. But Iris Dement does it better.

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