Prince, Sign O’ The Times, 1987

Text/ Musik/ Prince

Produzent/ Prince

Label/ Warner Bros.

„Sign O’The Times“ ist das erste Stück auf der ersten Seite des gleichnamigen Doppelalbums (damals kaufte man noch Platten). Prince singt eine aufs Maximum reduzierte Reportage in Strophenform. Es ist der panoramische Blick auf eine moderne Apokalypse eines Musikers, den man auf früheren Alben als maximalen Hedonisten kennengelernt hat, als singenden Erotomanen, funkig, hart, humorvoll, manchmal sentimental und pathetisch, aber noch nie so düster wie hier.

Der Hurrikan Annie reisst das Dach einer Kirche ab und tötet alle Menschen darin, eine junge Mutter bringt ihr Baby um, weil sie es nicht ernähren kann, ein Cousin raucht im September einen Joint und hängt im Juni an der Nadel. So geht das unentwegt, während Prince die Akkorde in die Gitarre peitscht. Je länger der Song dauert, desto deutlicher versteht sich der Titel als Urteil dessen, was der Sänger beschwört: Die Zeichen der Zeit stehen auf Sturm. „Some say man ain’t happy truly until a man truly dies“ heisst es gegen Ende des Songs. Es kann kein Glück auf dieser Erde geben, höchstens in einer anderen Welt.

Da beschwört einer die Erlösung aus der Qual. Ein zutiefst religiöser, gesellschaftspolitisch konservativer, sexuell libertärer Prediger mit Gitarre. Natürlich klingt das, wie so oft bei schwarzen Musikern, mehr wild als fromm, eher lasziv als demütig, aber es das Stück, das mir am stärksten in Erinnerung bleibt, wenn ich an Prince zurückdenke, der am 21. April 2016 mit 57 Jahren gestorben ist.