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The Allman Brothers Band, At Fillmore East (Live), 1971

Produzent/ Tom Dowd

Label/ Capricorn

1971 standen die Allman Brothers vor einem Dilemma: Sie hatten im Vorjahr mehr als 300 Konzerte gegeben, aber dennoch waren die Verkaufszahlen ihrer beiden ersten Studioalben unbefriedigt. Ausserdem hatten die sechs Musiker das Gefühl, dass sie vor Publikum viel energiereicher spielten und einen besseren Sound hinbekamen. Logische Überlegung: mit Hilfe einer Live-Platte, die im New Yorker Musiktheater „The Fillmore East“ aufgenommen werden, sollten endlich die wahren Qualitäten der Band eingefangen werden. Dabei verzichteten sie auf nachträgliche Overdubs; lediglich die Mundharmonika vom Thom Doucette wurde – wo nötig – aus dem Mix entfernt.

Und die Songs? Die haben es wahrlich in sich. „Statesboro Blues“ spiegelt die Power der Twin-Drums-Besetzung perfekt wieder und wird durch Duane Allmans süffige Fills und Soli auf der Slidegitarre veredelt. „Done Somebody Wrong“ beinhaltet meisterliche Gitarren-Bendings, während „Stormy Monday“ schwüles Südstaaten-Blues-Feeling verströmt (genial: der Jazzwalzer während Gregg Allmans Hammond-Solo). Das 19-minütige „You Don’t Love Me“ hat eine lange Solo-Kadenz von Duane Allman und endet mit dem Thema von „Joy To The World“, derweil das Instrumental „Hot’ Lanta“ und „In Memory Of Elizabeth Reed“ in den Jazzrock übergehen. Der beste Song ist jedoch das 23-minütige „Whipping Post“, ein Lehrstück in Sachen Dramatik, bei dem sich Duane Allman und Dickey Betts zu immer neuen Höhenflügen anstacheln.

„Mit „At Fillmore East“ reihten sich die Allman Brothers in die illustre Schar von Künstlern ein, die ebenfalls am selben Ort eine legendäre Live-Platte eingespielt hatten (Miles Davis, Jimi Hendrix, Joe Cocker). Produzent Tom Dowd fasste in den Liner Notes die Bedeutung des Albums folgendermassen zusammen: „Hier war eine Rock’n’Roll-Band, die den Blues spielte, aber sich der Sprache des Jazz bediente. Und sie brachte den Raum zum Explodieren.“

13 Kommentare zu „

  1. Gehört nach wie vor in den Kanon der Live-Alben-Klassiker. Die Allmans auf der Höhe ihrer Kreativität + Schaffenskraft. Ganz großer Sport.

    1. Ganz grosser Sport – sehr treffend formuliert ! Da weiss jeder mit seinem Gerät zweifelsohne umzugehen. Der Duane hat auch nie geheiratet. Er nannte es Jammen.

      1. So gut waren sie eigentlich nie mehr, zumindest nicht auf Tonträger, live wahrscheinlich schon. Vorgänger- und Nachfolger-Scheibe „Idlewild South“ und „Eat A Peach“ reichen weitestgehend heran. Viel Zeit zum heiraten hatte der Duane auch nicht, leider…

  2. Absolut geniale Scheibe und eines der besten Live-Alben ueberhaupt. Die Allman Brothers waren die geborene Live-Band!

    „An Evening With the Allman Brothers Band: First Set“ (1992) und „An Evening With the Allman Brothers Band: 2nd Set (1995) gefallen mir uebrigens ebenfalls sehr gut, wenngleich sie nicht ganz an Fillmore herankommen – Duane Allman war einfach ein wohl unersetzbarer Killergitarrist!

    Aus heutiger Sicht mir kaum verstaendlich, habe ich diese fantastische Truppe erst vor ein paar wenigen Jahren richtig „entdeckt“ – gluecklichweise noch rechtzeitig, um sie zumindest einmal live gesehen zu haben vor ihrer endgueltigen Aufloesung. Es war ein unvergessliches Erlebnis.

    1. Die Allman Brothers hatten das Thema Southern Rock bekannt gemacht, indem sie den Swamp- und Bluesrock des Südens in die grossen Arenen katapultierten. Nebenbei hatte Duane Allman noch Eric Clapton das Riff zu „Layla“ beigebogen und als Sessionmusiker für Aretha Franklin und Wilson Pickett gearbeitet.

  3. Jau. One more time. Ich hab die „Filmore concerts“, also die überarbeitete Fassung, wo z.B. bei Elizabeth Reed die Soli aus zwei verschiedenen Auftritten zu einer Version perfekt vereint wurden.Das ist dann zwar nicht authentisch aber schööööön!
    Die ursprüngliche Plattenversion des Filmore Concerts soll eine gekürzte Geschichte mit Ausblendungen gewesen sein? Auf meiner Version enden alle Stücke richtig.

    1. Klar, sie waren halt schwer angesagt dr Duän u dr Gregg. Das geit ab wie’d Sau! Zweifellos haben die Allman Brothers gezeigt, dass sie mit ihren Geräten umgehen können. Aber für mich klingt die ehedem moderne Autoerotik, die Blues-Skalen vor und zurück, rauf und runter zu nudeln, heute eher nach der Erotik eines achtundvierzigfach verstellbaren Drillbohrers und der Anfang der siebziger Jahre in einem Berner Warenhaus erworbenen Hi-Fi-Anlage.

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