Tony Joe White, Hoodoo, 2013

Produzent/ Jody White

Label/ Yep Roc Records

Bereits die ersten dreissig Sekunden geben uns alles, was wir von Tony Joe White erwarten. Ein monoton treibendes Boogie-Intro dunkel gestimmter Instrumente führt uns geradewegs auf den Friedhof: „I was sitting in the graveyard late one night/ I didn’t know what to do“ oder so ähnlich – Tony Joe White ist nicht der am saubersten artikulierende Sangeskünstler. Nicht nur die verschleppten Blues- und Boogie-Rhythmen, nicht nur der auf das Wesentliche reduzierte Sound, auch Stimme und Texte dienen in erster Linie dem Beschwören von Stimmungen. Und davon bekommt man auf „Hoodoo“ eine grosszügige Ladung: Sumpf und schwüle Hitze, Mücken und Alligatoren, dichtes Unterholz und ruhiges Wasser, Nächte auf dem Friedhof und Begegnungen mit einsamen Männern und zwielichtigen Wesen.

„Hoodoo“, das Tony Joe White für das Label Yep Roc aufnahm, zeigt den 2018 im Alter von 75 Jahren verstorbenen Meister des Swamp-Rock nochmals in Hochform: Phlegmatisch, über seine Gitarre gebeugt, den Hut tief über die Stirn gezogen, mit seinen Kumpels jammend, dann und wann ins Mikrophon nuschelnd oder in die Mundharmonika pustend – und sich immer wieder zum Fischen verabschiedend, um nicht nur Fische aus dem Wasser zu ziehen, sondern auch neue Songs aus seinem Kopf.

13 Kommentare zu „

  1. Yeah Man, Deine Sammlung gehört zum Besten, was im Netz existiert – danke auch für den machbaren Rhythmus der Veröffentlichungen, so freut man sich schon auf den nächsten Beitrag. Hoodoo ist mir im Jahr 2013 untergekommen, häufig an der Spree sitzend unterm Kopfhörer und echtes Lonesome-Feeling, dabei immer noch cool – durchweg gute Aufnahme! Danke, dass Du mich daran erinnerst.

    1. Danke, Clemens! Tony Joe White war ja kein Musiker, von dem man immer etwas Neues erwarten konnte, aber mit seinen erdigen Gitarrenriffs konnte er das Lebensgefühl aus der Cajoun-Gegend im Süden der USA sehr gut vermitteln. Ich höre mir wieder gerne sowohl „Hoodoo“ wie auch seine früheren Sachen ( „Polk Salad Annie“, „Rainy Night In Georgia“) an.

  2. Schön beschrieben. Aber mir isser zu eintönig. Nach 2 Minuten weiß man, wie die Platte weitergeht und wie alle andern klingen.

    1. Natürlich gibt es Musiker, die abwechslungsreicher sind. Auch „Hoodoo“ bietet keine wesentlich neuen Erkenntnisse. Tony Joe White spielt einfach seinen relaxten Louisiana-Swamp-Bluesrock rund um seine monotone tiefe Stimme. Gefühlsregungen scheinen ihm fremd zu sein. Hauptsache, er wird auf der Veranda nicht gestört, wenn er an seiner Klampfe zupft und im Hintergrund die Grillen zirpen

    1. Wenige Instrumente, unglaublich viel Gefühl in der Interpretation. Auf „Hoodoo“ hat Tony Joe White hatte seinen Louisiana-Swamp-Bluesrock bis zur Meisterschaft kultiviert.

    1. Ich mag Tony Joe White am liebsten, wenn er den reduzierten Blues spielt und sich auf Gitarre und Mundharmonika beschränkt. In den USA nennt man diese Musik einfach „Laid Back“. Verschiedene Cover-Versionen ( z.B „Rainy Night In Georgia“/Ray Charles, „Polk Salad Annie/Elvis Presley ,“Steamy Windows“/Tina Turner usw.) zeigen, dass Whites Lieder auch mit etwas Lack und Politur nicht zu zierlich werden.

  3. I have the Tony Joe White Black and White album. It’s a trip to hear him sing Burt Bacharach’s Look of Love which he plays pretty straight. I’m not familiar with this album. But I’ve seen him in concert, back in 1987. He was in good form and my husband and I got him to sign our album. He blends country blues, R&B and boogie woogie masterfully and his articulation is pure Louisiana Cajun dialect.

    1. Thanks, Pam. I think “ Black And White“ was Tony Joe White’s first album. I found it after I discovered „Polk Salad Annie“ in the 1970s. If you like his early recordings you should maybe listen to „Hoodoo“. The production on this is „muddier“ but it suits the style of swamp blues. The album was produced by his son (and manager) Jody White.

    1. Absolutely, CB! One should call Tony Joe White in the same breath as J.J. Cale, only that his music comes from the swamps of Louisiana. I am a big fan of both of them and their understated singing and extremely soulful yet simple guitar playing. Sometimes have the notes that you don’t play the biggest impact.

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